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Urlaub Mai-Juni 2002

25.Mai 2002

Urlaub auf dem eigenen Segelboot. Endlich ist es soweit. Mit vollgepacktem Auto kommen Helga und ich am 25. Mai 2002 in Orth an. Es ist Samstag und wir wollen am Montag ablegen. Zuerst mal das ganze Gepäck ins Boot bringen. Dann beim Hafenmeister melden. Das Auto kann im Hafen bleiben, es ist ja noch Vorsaison. Unser Liegeplatz wird drei Wochen lang für Gastlieger frei sein.
Nachdem all diese Dinge organisiert sind, beginnt unser Leben an Bord. Das erste Mal Tee im Cockpit. Während Helga beginnt, wieder etwas wohnliche Atmosphäre in unser Boot zu bringen und all die vielen Dinge im Boot einzuräumen, die wir mitgebracht haben, beginne ich, mich mit der Technik zu beschäftigen. Ich habe zur Verstärkung der Stromversorgung eine zusätzliche Akkubank geplant. Dafür sind insgesamt 5 Bleigelakkus vorgesehen. 4 Stück je 24Ah und 1 Stück 45Ah. Alle Akkus sind vollgeladen und werden jetzt parallel geschaltet. So entsteht ein Stromspeicher mit insgesamt 141 Amperestunden. Daraus werden der Pinnenautomat, das Echolot und das Notebook für die Navigation gespeist. Ein eigenes Ladegerät wird nachts im Hafen das Wiederaufladen besorgen. Der Einbau ist zwar schwierig, gelingt aber. Eine Überprüfung der vorhandenen Akkus ergibt dann einige Ungereimtheiten. Lose Batteriepolanschlüsse sind da noch harmlos. Die werden fachgerecht neu angeschlossen. Kein Problem. Allerdings hat irgendjemand das vorhandene Ladegerät für diese 2 vorhandenen Akkumulatoren so angeschlossen, dass beide über die Ladeleitung parallelgeschaltet sind. Am Hauptschalter vorbei mit 6 qmm Kabelquerschnitt. Nicht ganz lustig, wenn man darüber nachdenkt, was da so alles passieren kann. Lässt sich so aus dem Stand auch nicht beheben. Aber Wissen ist Macht. Also immer beide Akkus mit dem Hauptschalter parallel schalten, so ist keine Gefahr vorhanden.

26.Mai 2002

Das Wetter meint es gut mit uns. Die Sonne scheint. Für Sonntag hatten wir Stefanie eingeladen, unser Boot kennen zu lernen und vielleicht einen kleinen Probeschlag in die Orther Bucht mit uns zu unternehmen. Leider konnte sie sich nicht freimachen, also verbringen Helga und ich den Sonntag allein. Nach dem Wetterbericht, den wir von heute an jeden Morgen um halb acht und jeden Abend um fünf nach neun hören werden, ist unser Plan, am ersten Tag Bagenkop anzusteuern, nicht gefährdet. Also geht es nun am Montag endlich los.
Unser erster 3 Wochen Urlaub mit dem eigenen Segelboot. Wir haben uns vorgenommen, zuerst die dänische Südsee anzusteuern. Dann wird der Wind die weitere Route vorgeben. Das Ziel ist eine Umrundung der Insel Fyn. Wir sind schon mächtig aufgeregt.
Werden wir heil wieder in Orth anlegen? -
"Ablegen", "anlegen", das sind die Angstbegriffe. Das Segeln an sich stellt sich im Moment als beherrschbar dar, aber die Hafenmanöver... ?

27.Mai 2002

Endlich, endlich! Bei herrlichem Sonnenschein, leichtem SO-Wind (2-3Bft) und einer hochmotivierten Mannschaft wird um 10:30Uhr abgelegt. Helga und ich haben vereinbart, dass wir nur mit angelegter Rettungsweste unterwegs sein werden. Unser Maskottchen "Pelle", ein kleiner Kuschelbär, der ein echter Däne ist und uns schon seit Jahren auf all unseren Urlaubsreisen begleitet hat, ist natürlich auch an Bord. Aus sicherer Position im Boot überwacht dieser heimliche kleine Käptain unsere seemannschaftlichen Umtriebe. Als Namensgeber unserer ETAP28 hat er ja auch eine gewisse Verantwortung. Zur Gesundheit der Mannschaft muss noch erwähnt werden, daß Helga mit einer heftigen Erkältung angereist ist. Und diese Erkältung bleibt ihr bis heute treu. Aber die Seeluft wird ihr helfen.
Ja, eigentlich legen wir ja gerade ab. Helga übernimmt die Vorleinen, ich kümmere mich um die Heckleinen und um das Ruder. Der Wind aus SO liegt backbord achterlich auf dem Boot. Aber das Ablegemanöver gelingt trotzdem recht ordentlich. Unter Motor verlassen wir Orth Kurs S (175°). Bis zum Wegepunkt WP301 unter Motor. Dann Segel setzen. Neuer Kurs erst 295° bis zum WP300 und dann auf gutem Vorwindkurs Kurs Richtung Bagenkop. Der Leuchtturm "Flügge" wandert langsam achteraus. Wir sind nicht die einzigen Segler unterwegs. Insgesamt 5 andere Boote haben gleichen Kurs genommen. Der Wind ist ziemlich müde bei ca. 2Bft. So sind mal gerade 3 Knoten drin. Vermutlich ist unser Segeltrimm auch noch ziemlich stümperhaft, na jedenfalls sind wir bald die letzten in der Schar der Boote mit Richtung Bagenkop oder Marstal. Das ist aber so was von egal. Das Gefühl, das sich einstellt, wenn man vom Wind angetrieben so über das Wasser von Welle zu Welle rauscht (mit 3 Knoten!!!), das Gefühl ist nicht zu beschreiben.
Und wie sieht das nun aus, das Segeln? Kurs halten übernimmt unser Helfer, der SIMRAD- Pinnenpilot. Navigation, also Landmarken peilen oder so findet nicht wirklich statt. GPS heißt das Zauberwort. Alle Stunde Positionsdaten ablesen und in die Karte übernehmen und in das Logbuch eintragen. So einfach ist das. Noch einfacher ist es mit dem Computer. Der bekommt ständig die Positionsdaten vom GPS und bei eingeschalteter Positionsaufzeichnung durch das Programm "Cruising Navigator" kann man den Kurs auf der aktuellen Seekarte auf dem Notebook quasi live mitverfolgen. Hat was. Als eingefleischter Computerfreak ein zusätzliches Sahnehäubchen. Diese ganzen Hilfen erleichtern natürlich die Navigation. Und schaffen Freiraum für die Beobachtung unseres Umfeldes.
Die erste Aufregung entsteht, als wir den "Kiel-Ostsee-Weg" passieren. Jetzt erst wird die Abschätzung der eigenen Geschwindigkeit und Position und die der Berufsschifffahrt gefordert. Peilung über die Reling, sind wir auf Kollisionskurs oder nicht? All das zum ersten Mal hautnah und in Echt. So ähnlich muss es einem Igel gehen, der eine Landstrasse überqueren will.
Wir sind heil und sicher rüber gekommen. Dafür meint es der Wind nicht mehr so gut mit uns. Nach einer kurzen Belebung auf immerhin 4Bft. aus O schläft der Wind am späten Nachmittag ganz ein. Wir entschließen uns, den Rest der Strecke bis Bagenkop zu motoren und laufen gegen 18:30Uhr in den Hafen ein. Liegeplätze sind genügend frei und das Anlegen klappt prima. Unser erster Schlag ist getan. Eine Tasse Anleger-Kaffee zur Belohnung rundet den Segeltag ab. An diesem Abend in Bagenkop zeigt der Himmel, wie schön ein Sonnenuntergang sein kann: die prächtigen, warmen Farben können der Seele so wunderbar gut tun und die Harmonie dieses Hafenabends in Bagenkop wird von allen genossen. ---

28.Mai 2002

Duschen, Brötchen holen, frühstücken, Hafengebühr bezahlen, Seewetterbericht hören, nachdem dies alles erledigt ist, heißt unser nächstes Ziel Ærøskøbing. Der kleine Hafen auf der Insel Ærø ist uns sehr empfohlen worden. Dieses Ziel zu erreichen, bedeutet aber erst einmal das Ansteuerfahrwasser Marstal zu durchfahren (immerhin unter Segel!) und anschließend durch die flachen Gewässer um die Inseln Bredholm und Birkholm zu manövrieren. Bei immerhin 1,6m Tiefgang, die unsere "Pelle" aufweist, ist das schon recht spannend. Entsprechend aufmerksam wird daher auch gesteuert und ständig das Echolot beobachtet. Nachdem wir dann eine freie Box gefunden und angelegt haben, ist noch genügend Zeit für einen Bummel durch die Stadt und den nahegelegenen Stadthafen. Dort liegen einige Großsegler mit Schulklassen an Bord. Wieder zurück, verbringen wir den restlichen Abend im Cockpit und erholen uns von diesem Segeltag. Es bringt uns ein wenig Ablenkung, die Anlegemanöver der noch einlaufenden Yachten zu beobachten.

29.Mai 2002

Der Echolotgeber ist nach wie vor undicht und wird mit selbstverschweissendem Klebeband repariert. Die Funktion ist von dieser Undichtigkeit nicht betroffen. Also Brötchen kaufen, Hafengebühr zahlen, Wetterbericht hören, eben die tägliche Morgenroutine nimmt ihren Lauf. Um 11Uhr ablegen mit Ziel Fåborg Havn. Beeindruckend ist die Ansicht der Halbinsel Urehoved. Die vielen kleinen Häuser, die wie an einer Perlenschnur aufgereit am Strand zu sehen sind.
Außer Fischernetzen ausweichen verläuft diese Überfahrt ohne besondere Ereignisse. Die Ansteuerung Fåborg kennen wir inzwischen, da wir bereits zum dritten Mal hier anlegen.
Zurück zum Thema "Segeln, was heißt das": Unsere "Pelle" ist mit Rollrefanlagen ausgerüstet. Das Vorsegel, auf dieser Reise eine Genua, wird auf eine Rollfokanlage mit umlaufendem Endlosseil als Antrieb gewickelt. Die Handhabung ist relativ schwergängig. Ob das normal ist, kann ich noch nicht beurteilen, da dies meine erste Reffanlage dieser Art ist. Ansonsten ist die Bedienung aus dem Cockpit heraus sicher. Allerdings fehlt zur optimalen und sicheren Handhabung eine Verstellmöglichkeit des Holepunktes der Schoten vom Cockpit aus. Um bei gerefftem Vorsegel einen optimalen Segeltrimm zu erzielen, muss ich jedesmal aufs Boot, um den Vorschotschlitten zu verstellen. Das Gross wird in eine zusätzlich am Mast befestigte Rollreffanlage eingewickelt. Diese ist in ihrer Funktion optimal. Das Setzen und Bergen des Segels ist blitzschnell und ohne allzugrossen Kraftaufwand möglich. Das wird sich in der Zukunft noch sehr bewähren. Ebenso lässt sich das Gross optimal reffen. Alles sicher und gut aus dem Cockpit heraus. Verbesserungsbedürftig ist eigentlich nur die Dirk, die bei gesetztem Gross ziemlich rumbammelt und da muss noch eine gute Lösung her.
Anlegen klappt gut, Fåborg ist wie immer ein interessanter Hafen und der Abend verläuft bis zum Wetterbericht sehr gut. Dann allerdings wird derart durchwachsenes Wetter mit Windstärken um 6 und Gewitterböen vorhergesagt, sodaß der nächste Tag wohl unser erster Hafentag werden wird.

30.Mai 2002

Der Wetterbericht am Morgen bestätigt diese Entscheidung. Also nach dem Frühstück mit leckeren Brötchen und dem leckeren Kuchen, der per Gutschein vom Hafenmeister beim Bäcker eingelöst wurde, haben wir einen Bummel durch Fåborg angesetzt. In Fåborg kann man gut einkaufen. In der kleinen Stadt finden wir alles, was wir brauchen. Vom Supermarkt bis zum Yachtzubehör ist alles da. Besonders nett ist der Weg vom Hafen zur Innenstadt. Wir bummeln durch alte, kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster, bewundern ein altes Stadttor und erreichen die Innenstadt. Die Menschen sind nett, der Autoverkehr hält sich in Grenzen. Es gefällt uns hier sehr.
Im Yachthafen gibt es eine Dieseltankstelle und einen kleinen Laden, in dem fast alles zu kaufen ist, was man so fürs Boot braucht. Wenn diese Auswahl nicht ausreicht, sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Yachtzubehörhandel. Dort spricht man alle Sprachen, die der Kunde spricht, und es läßt sich nett und fachkompetent diskutieren. Und so bleibt es nicht aus, daß auch wir so einige hundert Dänische Kronen dort lassen und unser Boot mit neuen Festmacherleinen und einer Bilgepumpe mit Handbetrieb zusätzlich ausgestattet wird.
An diesem Spätnachmittag schrecken uns Schüsse auf. Bald stellt sich dann heraus, daß eine der in Dänemark wohl wöchentlich stattfindenden Regatten gestartet wurde. Es ist sehr interressant zu sehen, wieviele Segler jeden Alters und beiderlei Geschlechts sich nach Feierabend bei diesen Regatten miteinander messen. Es gibt durch das blosse Zusehen einiges zu lernen. Manchesmal glaubt der Zuschauer, eine Kollision ist unausweichlich, aber die Dänen haben das voll im Griff. Für uns Segelneulinge ist das sehr beeindruckend und zeigt die eigenen Grenzen drastisch auf. Die Ausweichregeln und die sich daraus ergebenen taktischen Manöver sind ziemlich verwirrend in der Masse der vielen Boote auf engem Raum so vor dem Start oder auch an den Wendebojen. So verläuft unser Hafentag also sehr unterhaltsam und auch lehrreich.

31.Mai 2002

"Seewetterbericht vom 31.5.2002 8:30Uhr - Vorhersage bis Freitag Mitternacht für die westliche Ostsee: SW um 4 W-NW drehend, Schauer und Gewitterböen." Also auch nicht so sehr gut. Trotzdem sind wir entschlossen, heute weiter zu segeln. Unsere ursprüngliche Route sieht als nächstes Ziel Assens vor. Bei den westlichen Winden jedoch nicht sinnvoll. Also Richtungswechsel. Wir suchen ein neues Ziel: Svendborg. Der Svendborg-Sund wurde uns schon von Thomas als absolutes Segelhighlight empfohlen. Dies ist ein kurzer Schlag von 16 Seemeilen. Folglich haben wir keine Eile mit dem Ablegen. Es ist 12:30Uhr, als wir die Festmacher lösen und Fåborg verlassen. Kurs 137°. Hier kann erst mal unser Logbuch berichten:
" 31.5.2002 Seewetterbericht: NW 4, also nicht nach Assens, sondern nach Svendborg. Wetter heute schlecht. Wasserkontrolle ok. wie gestern. Neuen Törnplan erstellt. Es regnet. Luftdruck um 10:30Uhr 1020hPa.
Unsere Stegnachbarn: "Cleo" - ein dänisches Paar, Boot komplett ausgerüstet mit Windgenerator, Windsteueranlage usw., sieht aus wie Langfahrt. Auf der anderen Seite am Do. zuerst eine ETAP30i mit Ehepaar in unserem Alter. Sind gestern wieder weg. Jetzt dänisches Boot "made by X-Yachts Danmark" X332. Ein schönes Boot. Ehepaar mit zwei erwachsenen Kindern.
11:00Uhr: ein Gewitter ist aufgezogen. Luftdruck immer noch 1020hPa. Helga hat mir die Haare geschnitten. Sie klagt immer noch über Schmerzen in der Schulter. (Folge unserer Grundberührung) Wir legen ab. Klappt gut. Segel setzen und auf geht's. Leider schläft der Wind fast ein. Wir dümpeln."

Zu dieser Zeit entspinnt sich ein kleines Wettsegeln zwichen uns und einer Segelyacht, die in einem Abstand von ca. 300m backbord querab segelt. Wir sind in etwa gleich schnell unterwegs und so ist das Ganze recht spannend. Und gemeinsam dümpeln wir halt in der aufgewühlten See und warten auf mehr Wind. Das Logbuch:
"Wir dümpeln. Dann baut sich eine schwarze Wand hinter uns auf. Also Ölzeug an. Der Wind kommt wieder. ca. 4Bft aus SSW. Genua gerefft. Dann wird es naß und ganz schön heftig. Wir segeln mit 5-6Knoten. Nachdem es geblitzt und gedonnert hat flaut es ab."
Tja, so eine Gewitterfront, die von achtern heraufkommt und uns überholt ist schon aufregend. Die Böen waren in dieser Front aber erträglich. So bis 7Bft. schätze ich. Der Regen ist kein Problem, da wir ja Ölzeug an haben. Unsere Segelbegleitung ist inzwichen näher gekommen und liegt leicht voraus. Die verstehen mehr vom Segeln als wir.
Der Wind hat sich inzwischen stabilisiert und bläst mit ca. 4Bft aus SSW. Dabei kommen wir so richtig zügig voran. Das Logbuch:
"Plötzlich wird es heftig. Fock komplett weg (Helga), in den Wind und Gross auf Minimalfläche reduziert. Wind dreht auf W und schiebt uns auf 6Knoten!!! Gross komplett weg und Motor an. STURM! "
Hier hat es uns jetzt aber fast erwischt. Der Himmel hatte sich eigentlich nicht verändert, sodaß wir von der heranstürmenden Gewitterfront überrascht wurden. Der Wind legt plötzlich und sehr heftig zu. Also Vorsegel reffen. Während Helga dabei ist, die Fock zu verkleinern, wird es so heftig, daß ich Helga zurufe:"Mach weiter, das Segel muss komplett weg!" Helga kämpft mit all ihren Kräften und holt in kürzester Zeit das Vorsegel ein. Noch während sie schuftet, legt uns der Sturm fast auf die Seite. Ich schaffe den Aufschiesser in den Wind und rolle das Gross in den Mast. Puh, das war knapp. Die See hat sich jetzt wieder aufgebaut und so lassen wir den Motor an, um das Boot manövrierfähig zu machen. Wir nehmen Kurs Svendborg und versuchen, uns zu beruhigen. Der Sturm peitscht den Regen jetzt von hinten bis in unseren Salon. Wir haben natürlich nicht daran gedacht, den Niedergang zu verschließen. Also alles nass im Boot. Voraus ist die andere Segelyacht im dichten Regen manchmal nicht mehr zu sehen. Trotz des andauernden Sturmes haben die immer noch Segel gesetzt. Ganz schön mutig, denke ich mir. So bei Windstärken bis 9 Knoten. Die fremde Segelyacht gewinnt immer mehr Vorsprung, da sie jetzt schneller unterwegs ist als wir, die wir mit 4 bis 5 Knoten motoren. Dann endlich läßt der Sturm nach. Die Böen hören auf, der Wind stabilisiert sich und bläst wieder mit 3-4Bft. aus W. Jetzt finden wir endlich Zeit, aufzuräumen und die wichtigsten Sachen zu trocknen. Die Segel setzen wir nicht mehr. Da haben wir erst mal genug erlebt und brauchen etwas Abstand.Wir beschließen, bis Svendborg zu motoren. Je mehr wir uns dem Ziel nähern, desto mehr läßt der Wind nach. Nun macht sich immer stärker die Strömung bemerkbar, die uns entgegensteht. Wir holen jetzt ziemlich schnell die Segelyacht von vorhin ein, deren Besatzung durch Winken auf sich aufmerksam macht. Ich halte auf die Yacht zu, die immer noch ihr Segel gesetzt hat, aber kaum noch Fahrt macht. In Rufnähe angekommen, erfahren wir den Grund. Helga, so heißt die Skipperin der "Suleiken", bittet um Schlepphilfe, da der Motor nicht anspringt und das Boot inzwischen fast manövrierunfähig ist. Wir übernehmen die Schleppleine und unser Zwei-Zylinder-Volvo-Penta-dreizehn-PS-Motörchen hat mächtig zu kämpfen, um die jetzt doppelte Last gegen den Strom nach Svendborg zu ziehen.
Spannend wird es dann nochmal im Hafen von Svendborg. Denn Anlegen ist an sich schon aufregend, aber jetzt müssen wir für die "Suleiken" mitdenken, rechtzeitig die Schleppleine loswerfen, selber anlegen und dann die treibende "Suleiken" einfangen und auch festmachen. Schliesslich ist alles klar und alle Leinen belegt. Nun können wir endlich unsere neue Segelbekanntschaft begrüssen. Schnell werden wir uns einig, daß der jetzige Liegeplatz ziemlich ungschützt ist und so verlegen wir in den hintersten Winkel des Hafens. Also nochmal ablegen, Schleppleine übernehmen und im Doppelpack durch den Hafen geschlichen. Anlegen, und erst mal durchatmen. Das war ein Tag. Wir sind froh, sicher in Svendborg angelegt zu haben. Und auch ein wenig stolz. Unser erster Sturm und dann noch schleppen. All das in unserer ersten Segelwoche. Das Leben ist schön.
Die Mannschaft der "Suleiken" lädt uns zum abendlichen Plausch bei einem Glas Wein auf Ihr Boot ein und wir nehmen voll Freude an. Es wird ein unvergesslicher und für uns Anfänger sehr lehrreicher Abend an Bord der "Suleiken".

1.Juni 2002

Wir liegen jetzt mitten im Hafen von Svendborg. Nebenan gibt es einen Fischimbiss, und die Strasse ist nur ca. 20m von unserem Liegeplatz entfernt. Einerseits nicht schlecht, so zentral. Andererseits... Lärm, Gestank und Hektik müssen eigentlich nicht sein. Und so ist der Entschluss sehr schnell gefasst. Wir segeln weiter nach Troense. Der Tipp dorthin zu segeln ist von der "Suleiken" und stellt sich als goldrichtig heraus. Das Wetter ist heute sehr gut. Sonnenschein und Wind aus nördlichen Richtungen. Und so reihen wir uns ein in die Schlange der Wochenendsegler, die unter Vollzeug (meistens Spinnaker) auf Vorwindkurs den Svendburg Sund in Richtung Süden entlang segeln. Eine herrliche Fahrt. Eine traumhafte Landschaft zieht bei schönstem Sonnenschein im Schneckentempo dicht an uns vorbei. Da stört auch nicht, dass wir die Langsamsten sind. Nach zwei Stunden legen wir in Troense an. Hier bekommen wir zum ersten Mal einen Endruck davon, wie schön es in der "Dänischen Südsee" sein kann. Das Wetter: allerschöstes Sommerwetter. Der Hafen: klein aber fein. Hier in Troense lässt sich trefflich liegen. Die Gegend: wunderschöne Landschaft mit abwechselungsreicher Bebauung (z.B.: Waldemar Slot), die wir fleißig erwandern. (Wenn auch nicht geplant: Wie fast immer glaube ich eine Abkürzung zu kennen und so wird aus einer geplanten 2-Stunden-Wanderung eine ausgedehnt Tagestour. Puhh...) All das geniessen wir zwei Tage lang, da fehlender Wind einen Hafentag erforderlich macht. Hier sehen wir viele Ankerlieger, die die Ruhe in der Bucht geniessen. Müssen wir auch mal probieren, es fehlt aber noch das Beiboot. Wird verschoben in 2003.

3.Juni 2002

Am Montag, den 3.Juni 2002 gegen 9:45Uhr legen wir in Troense ab und verlassen unter Motor den Svendborg Sund. Der Wind weht mäßig aus O mit ca. 2-3 Beaufort. Nach dem Verlassen des Sunds setzen wir die Segel und nehmen Kurs 10°. Unser Ziel ist heute der "Lystbadehavn Nyborg" im Nyborg Fjord an der Westküste der dänischen Insel Fyn. An ......