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Urlaub Juni-Juli 2003

14.Juni 2003

Gestern war Freitag der 13. Und der letzte Arbeitstag. Es war nochmal heftig viel los. Aber jetzt ist heut. Und heute ist der 14. Juni 2003. Nach einer Frühstückspause in Hamburg bei Stefanie sind wir mittags in Orth angekommen. Unser Urlaub kann beginnen. Das Beladen des Bootes klappt hervorragend. Erstaunlich viel Zeugs, was man so glaubt mitnehmen zu müssen. Wir beschliessen, erst am Montag loszusegeln. Es müssen noch einige Dinge erledigt werden. Zuerst die Kabel fürs Notebook verlegen. Dann repariert Helga notdürftig die kaputten Nähte der Sprayhood mit Klebeband. Die habe ich wohl auf dem Gewissen. Im Winter habe ich die Sprayhood mal so richtig gereinigt. Mit viel scheuern und bürsten. Ist auch schön sauber geworden. Teilweise ist auch die Farbe ab. Und die Nähte sind auch weg. Tja, man kann nicht alles haben. Das alte Ding wollte einfach schmutzig bleiben. Wir werden eine neue Sprayhood kaufen müssen. Unser Boot sieht richtig dreckig aus. Die vielen Mücken haben Spuren hinterlassen. Also Deck schrubben. Trotz zweier Gutscheine "Deckschrubben" meiner Töchter bleibt das wieder an mir hängen. Und zu guter Letzt muss da noch das NASA-Echolot mit einer eigenen Batterie versehen werden. Das Mistding ist absolut Störempfindlich. Wenn der Motor läuft, zeigt es falsch an und wenn der Pinnenautomat an ist auch, und wenn der Wechselrichter 220V erzeugt, dann zeigt der Tiefenmesser auch Fahrkarten an. Also gibts nur eins: Eine eigene 12V-Batterie. Dann gilt es noch die Hauptbatterien festzuschrauben. Aber das wird dann Sonntag erledigt. Der Wetterbericht kommt gleich. Mal sehen, wos hingeht. Wir sind da diesmal ganz offen. Die Windrichtung ist der Chef.

15.Juni 2003

Der Sonntag geht zu Ende. Heute war erst mal Deckschrubben das Thema Nummer eins. Pelle sieht nun wieder richtig gut aus. Danach wurden die beiden 70Ah-Akkus neben dem Motor befestigt. Die neue 12V-Batterie für den NASA-Tiefenmesser habe ich dann noch installiert und den Tiefenmesser eingestellt. Funktioniert jetzt. Dann mit WD40 alle beweglichen Teile geschmiert. Zusätzlich das Brett am Bugkorb eingesägt, um Platz für das Rollfock zu schaffen. Jetzt schleift da nichts mehr. Nach dem Abendessen läuft der Seewetterbericht. Für die westliche Ostsee ist NW4-5 abnehmend 3-4, gute Sicht. Also Kurs Bagenkop versuchen, wenn zu dicht, dann wird Rodby angesteuert. So, das wars für heute.

16.Juni 2003 Montag

Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Und so geht unser Tiefenmesser immer noch nicht richtig und wir sind nicht in Bagenkop oder Rodby, sondern in Gedser. Der Wind hats entschieden. Ein guter Nordwestwind mit 3-4 Beaufort seuselte uns zu: "Ihr müsst nach Gedser." Nach einem Prost für eine gute Reise begrüssen wir noch schnell unsere Stegnachbarn, die gerade anlegen. Die waren zu viert auf einer Gewalt-Tour "Rund Seeland in vier Tagen (unter Segeln 56Stunden) einschließlich ein Tag Stop in Kopenhagen" und sind nun sichtlich zufrieden und müde. Dann endlich ablegen in Orth mit viel Unruhe im Bauch. Lange nicht mehr gemacht und gleich so viele Zuschauer. Gelingt uns aber gut.Die_Fehmarn_Sund_Bruecke Am Ende des Fahrwassers vor Orth in den Wind drehen, das Groß raus, die Genua dazu und wir nehmen Kurs Fehmarn-Sund-Brücke. Helga übernimmt das Ruder und findet sich nicht gleich 100%tig zurecht. Der Skipper ist ungeduldig und hat Angst vor einer Patenthalse: Stress ist da. Dazu das Logbuch: "Helga steuert. Skipper motzt. Helga keift zurück. Lage beruhigt sich aber. Helga kommt mit dem Steuern besser klar. Kriegt dann auch ein Lob. Wind gut - Segeln klappt. Mannschaft ist zufrieden." Dann passieren wir die Brücke. Schön ist das, so richtig schön.

Segeln ist schön!Nachdem wir das Fahrwasser hinter uns gelassen haben, heisst der neue Kurs 72°. Also ein schöner Raumschotkurs und Fehmarn zieht langsam an uns vorbei. Um 12:00Uhr passieren wir Staberhuk und steuern jetzt mit 68° direkten Kurs nach Gedser.. "Pelle" zieht stetig seine Bahn. Wir werden von mehreren Yachten überholt. Alle segeln in die selbe Richtung. Beim Passieren des Kiel-Ostsee-Weges kommt ein wenig Spannung auf. Die grossen Pötte "rasen" von beiden Seiten auf uns zu, da die Lücke zu finden ist schwierig. Backbord zieht ein riesiger Windpark an uns vorüber. Der ist neu, noch keines der Windräder dreht sich.

Bis ins Fahrwasser von Gedser wird gesegelt. Etwas Verwirrung erzeugt ein Schwimmbagger, der wohl das Fahrwasser freihält. Alle Fahrwassertonnen fehlen. Dafür überall rote Tonnen. Na, auch da sind wir heil durch und machen wohlbehalten in Gedser fest. Dazu das Logbuch: "Boxen in Gedser sind kurz. Es gibt einen Datscher an die Buglampe. Aber alles bleibt heil. Anlegen selbst war ok." Der Skipper hat halt das Aufstoppen verpennt. Wie man inzwischen weiß, ist der Hafemnmeister in Gedser ein penibler Mensch. Will man sich unnötig Wege, Kosten und Ärger ersparen, so prägt man sich umgehend die Liegeplatznummer und den Stegbuchstaben ein und eilt zum "Havne-Kontor". Dort entrichtet man seinen Obulus (eine Bringschuld, so hat man gelernt), der Hafenmeister kann seine Strichliste pflegen und die Welt ist in Ordnung. Nach dem ersten Cappuccino kann dann auch die Crew einen wohlverdienten ruhigen Abend verleben.

Fazit dieses ersten Reisetages: Ein wunderschöner Törn mit allerbesten Bedingungen und einem Satz verbrannte Ohren weil: die Sonne war kräftig, der Wind stetig. Und der Skipper unvorsichtig. Also haben die Ohren zu viel Sonne abbekommen und schmerzen jetzt heftigst. Ansonsten ist die Crew wohlauf. Für morgen sagt der Wetterbericht O-SO 4-5 voraus. Da werden wir wohl versuchen, nach Hesnæs oder sogar Klintholm zu kommen.

Der Yachthafen von Gedser in der Abendsonne

17.-21.Juni 2003 Dienstag bis Samstag

Ablegen in Gedser und Kurs 42°. Ziel ist Klintholm. Der Wind kommt mit ca. 3-4 Beaufort aus SO. Während der Überfahrt legt er noch zu und am Nachmittag haben wir Windstärke 5 Bft und eine See bis 1m. Am Anfang hat Helga von Hand gesteuert, aber dann haben wir das unserem Automaten überlassen. Bis plötzlich das Boot in den Wind schießt und ich feststellen mußte, daß der Mitnehmer an der Pinne, dort wo der Automat eingeklinkt wird, abgebrochen ist. Also ist ab jetzt Hand steuern angesagt. Eine anstrengende Aufgabe bei dem Wind und dem Seegang, wie ich bald feststelle. Inzwischen haben wir Genua und Gross gerefft und trotzdem schieben wir heftig Lage und es geht immer noch mit bis zu 6 Knoten voran. Vorher hatten wir Spitzen bis über 7 Knoten. Also alles in allem eine Rauschefahrt unter erschwerten Bedingungen. Wir sind dann auch froh, endlich Klintholm ansteuern zu können. Die Ruhe im Hafen war sehr angenehm. Die Hafenmeisterin stand schon an der Mole und wies uns einen Liegeplatz im vorderen Hafen zwischen den Ferienhäusern zu. Gott sei Dank, wie sich später herausstellte. Anlegen mit Hindernissen. Luvseitig war noch eine Box frei, aber die war zu flach, also wieder zurück und auf die andere Seite schwenken. Dort liegen wir nun seit 4 Tagen!!! Eingeweht nennt man das wohl. Am Mittwoch nahm der Wind noch zu und blies heftig aus östlichen Richtungen. Ab Donnerstag drehte er dann und pendelte sich bei Windstärken zwischen 6 und 7 Beaufort ein. In unserem geschützten Liegeplatz war das sehr angenehm zu ertragen. Nur eigentlich wollten wir ja segeln. Und daher stressen so vier Tage dann doch. Am Mittwoch habe ich nochmals ausführlich die Elektrik des Tiefenmessers durchforstet und aufgeräumt. Ob das geholfen hat wird der nächste Schlag zeigen. Dann noch den Pinnenmitnehmer für den Automaten reparieren, sollte jetzt nicht mehr abbrechen.

Am Donnerstag sind wir mit dem Bus nach Stege gefahren. Der nächste etwas größere Ort in der Nähe. Dort war schoppen angesagt. Und Kirche angucken. Der Ort ist nett und sehr sehenswert. Gestern, also Freitag sind wir zu Fuss los und wollten zum Moens Klint. Unterwegs sind wir dann zu dem Schluss gekommen, daß Wandern nicht unbedingt Sache eines Seglerehepaares ist und sind am Strand, jetzt gegen den Wind, wieder nach Klintholm zurückgegangen. Tja, und heute, also Samstag sitzen wir auf unserem Boot, denken über Wetter nach, klönen mit den Nachbarn von der "Rasmus" aus Grossenbrode und überlegen, wie es wohl weitergehen wird. Hier noch ein Nachtrag zu gestern. Abends füllte sich der Hafen plötzlich mit lauter dänischen Segelbooten. Wie wir erfuhren, waren das allesamt Teilnehmer der Regatta "Rund Seeland", die sich entschlossen hatten, aufgrund des starken Sturmes das Rennen aufzugeben. Heute erfuhren wir von der Hafenmeisterin, das ca. 200 Boote gestartet waren, wovon 37 noch im Rennen sind. Gewonnen wurde das Rennen nach 19 Stunden von einem 93 Fuss Trimaran, der im grossen Belt Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 37 Knoten erreichte. Gigantisch.

In den letzten Tagen sind einige Fotos entstanden, von denen hier einige zu sehen sind:

Der vordere Hafen liegt mitten zwischen FerienhäusernUnser Boot
Blick auf den Hafen aus dem BootEnten wollten immer gefüttert werden
Der Strand von KlintholmAm späten Nachmittag
Das HinterlandEin Boot steuert Klintholm an

22.Juni 2003 Sonntag

Endlich wieder segeln. Alle waren wir uns einig. Der Wetterbericht sagt NW 3-4 voraus, was segeln möglich macht. Und so sind alle beschäftigt, ein neues Ziel festzulegen und das Boot segelklar zu machen. Die "Rasmus" beschließt, zurück in Ihren Heimathafen nach Großenbrode zu segeln. Die "Quinta" sieht als neues Ziel Rügen. Und wir wollen nach Stubbekøbing, um von da aus in den grossen Belt zu gelangen. Die Boote der Regatta "Rund Seeland" brechen schon beim ersten Tageslicht auf. Wir sind da etwas zurückhaltender. Erst frühstücken, dann segeln. Schliesslich sind wir auch schon ein wenig älter. Diese Aufbruchstimmung ist im ganzen Hafen spürbar. Wie an der Perlenschnur aufgereiht verlassen die Yachten Klintholm. Schliesslich sind auch wir soweit.segeln ist schön Alles nochmal gecheckt: Rigg klar, Segel klar, Motor klar, Seeventile zu, Landstrom abgebaut, Ablegestrategie besprochen, alles ok. Aufbruch. Die Dünung steht immer noch heftig in der Hafeneinfahrt. Unser kleiner Diesel hat Mühe, da rauszukommen. Eine moderne "Jeanneau"_Segelyacht zieht mühelos an uns vorbei. Ein etwas stärkerer Motor wäre schon nicht schlecht. Aber was solls, schliesslich ist unsere ETAP zum Segeln gebaut, und für die Hafenmanöver reicht unser 13-PS-Dieselmotörchen allemal aus. Sobalt wir genug Platz haben, werden die Segel gesetzt. In gewohnter Manier: Helga steuert (noch unter Motor) unseren "Pelle" in den Wind und ich rolle das Gross aus. Dann Kurs aufnehmen, Segel einstellen und das Vorsegel ausrollen.segeln ist schön Beide Segel trimmen, Motor aus und schon nimmt "Pelle" Fahrt auf. Wir segeln wieder. Wunderbares Gefühl, das. Um nach Stubbeköbing zu gelangen, ist bei NW-Wind und Kurs SW am-Wind-segeln angesagt. Der Wind ist noch recht kräftig, die Dünung auch, aber es geht gut voran. Helga und ich steuern abwechselnd. Wir wollen nicht mehr so oft mit Pinnenautomat segeln. Wir müssen unser Auge und die Segeltrimmung schulen. Und dazu braucht man das Gefühl des Ruders. Wie stark ist der Druck, ist das Boot zu luvgierig getrimmt, wie reagiert es auf Böen, auf Seegang? All das erfährt man am Besten am Ruder.

Der Wetterbericht hatte nach W und schließlich nach SO drehenden Wind angelobt. Ist irgendwann auch so gekommen, aber nicht an diesem Nachmitteg, also kam der Wind genau von vorn, als wir nach zügiger Fahrt das Fahrwasser des Grønsundes erreichten. Den Motor zu benutzen, war nicht gefragt. Also hiess das: Aufkreuzen. Und so ist es dann auch gekommen. Wir kreuzten was das Zeug hielt und kamen bei leichtem Gegenstrom jetzt nur noch sehr langsam voran. Aber zum Einen lernt man so das Wenden zu zweit und zum Anderen erfüllt es einen mit Stolz, wenn man schließlich am Ziel anlangt. Segeln ist schönSchweigen wäre jetzt zum folgenden Anlegemanöver angesagt, aber das wäre jetzt nicht in Ordnung. Nach so viel Erfolg kam jetzt dann der Dämpfer. Wir mussten bei Seitenwind anlegen und ich hatte mir das Manöver vorher nicht gut genug überlegt. So kamen wir schon schlecht in die Box rein, ich habe meine Leine schlecht rüberbekommen, und der Wind hat sich eins gelacht. Er hat uns ganz gemächlich an das Nachbarboot, die "Sevonga" aus Berlin gedrückt. Dank der tatkräftigen Hilfe der Crew der "Sevonga" konnte Schaden verhindert werden und wir bekamen unser Boot doch noch richtig in die Box. Zu spät stellte ich dann fest, das es auch einfacher gegangen wäre, da in dieser Box Führungsleinen vorhanden waren. Aufgerichtet hat uns dann das unerwartete Wetter. Nachdem der ganze Tag kalt mit grauem Himmel war, schien jetzt plötzlich die Sonne, und wir konnten gar nicht schnell genug aus unserem Ölzeug kommen, so warm war es auf einmal.

Pelle ist zufrieden

23.-25.Juni 2003 Montag bis Mittwoch

7:00Uhr,ich werde wach,weil die "Sevonga" ablegt. Frühaufsteher, diese Berliner. Wir holen erst mal Brötchen und nach dem Frühstück legen auch wir ab.Unser heutiges Ziel ist Korsør. Der Wind soll uns schieben. S um 2 SO drehend zunehmend 6. So war es auch. Im Grønesund geht es noch reichlich geruhsam vorwärts.

Wir segeln "Schmetterling" mit Bullenstander und schaffen so mal gerade drei Knoten. Später nimmt der Wind zu, und es entwickelt sich eine muntere Segelei. Irgendwann müssen wir reffen und zuletzt segeln wir nur noch mit dem Vorsegel, weil nur so ein halbwegs stabiler Kurs bei inzwischen heftigem Seegang halten läßt. Aber es geht irre zügig voran. Unser Log zeigt öfter acht Knoten an. Und das ist für unseren "Pelle" schon irre schnell. Und bei so einem Vorwindkurs nimmt man den gewaltigen Winddruck gar nicht so ernsthaft wahr.
segeln ist schönsegeln ist schön

segeln ist schön

Als wir Agersø passieren, kommt kurzfristig die Idee auf, die Fahrt nach Korsør abzubrechen und anzulaufen. Wir hatten schon Kurs geändert als uns klar wurde, daß wir beide uns schon fest auf Korsør eingestellt hatten. Also erneuter Kurswechsel und um 16:45Uhr legten wir erschöpft in Korsør an. Die Berliner "Sevonga" war schon da. Das Anlegemanöver verlief gut, trotz seitlichem Wind. Wir hatten uns diesmal besser vorbereitet. Wie schon bei unserem ersten Besuch in Korsør vor einem Jahr, waren wir auch diesmal fasziniert vom Anblick der Großen-Belt-Brücke. Ich finde es immer wieder toll, was Menschen in Ihrer Schöpfungskraft so zustande bringen. Und als Techniker kommt bei mir sowieso schnell Begeisterung für solche Bauwerke auf.

Der Wind schlief am Abend ein, um dann aus neuer Richtung, nämlich jetzt NW, mit verstärkter Kraft loszulegen. Im Hafengelände von Korsør war ein Fest vorbereitet worden. Ein riesiger Scheiterhaufen wartete darauf, angezündet zu werden. Ein Musiker hatte seine überdachte Bühne aufgebaut, die Menschen hatten schon den Grill angeworfen,man war fröhlich. Und neben der imposanten Kulisse der Großen-Belt-Brücke türmte sich eine bedrohliche schwarze Wand auf, in der zunehmend Blitze zuckten und der Donner ließ erahnen, was folgen würde. Wir haben vorsorglich die Kuchenbude aufgebaut und unser Boot mit den Ruckdämpfer-Festmacherleinen vertäut, und ich habe die Lanstromverbindung unterbrochen und unsere 12V-Anlage enterdet. Tja, und dann kam das Unwetter über uns. Es war ungeheuer bedrohlich und trotzdem gab uns unser Boot ein Gefühl der sicheren Geborgenheit. Aber was da so an Kräften am Boot zerren und was sich innerhalb eines Hafenbeckens an Wellen bilden kann ist für mich eine neue Erfahrung. Diese erste Gewitterfront war nach einer Stunde vorüber und es klarte etwas auf. Nach dem Sturm wurde ein Feuer angezündet und gefeiertWir nahmen die Gelegenheit war und besuchten das Fest. Dort war es inzwischen gelungen, den Scheiterhaufen anzuzünden, es waren viele Menschen versammelt, um sich am Feuer zu wärmen. Und der Musikant gab sich alle Mühe, uns gut zu unterhalten. Als er anfing Oldies zu singen, kam richtig gute Stimmung auf. Das Feuer brannte herunter, der Abend klang aus und das Unwetter kam zurück. In dieser Nacht konnten Helga und ich nur schwer einschlafen, weil der Sturm ständig am Boot zerrte und eine gewaltige Geräuschkulisse entwickelte. Ich hatte ständig das Gefühl, aus der Koje zu rollen, soviel Krängung erzeugte der seitliche Wind an unserem Boot. Aber itgendwann siegte die Müdigkeit, und wir schliefen dann doch ganz gut durch. Morgens zerrte der Sturm unvermindert am Boot und erst im Laufe des Tages ließ der Wind nach, und das Leben an Bord wurde wieder erträglicher. An ein Auslaufen war nicht zu denken, also wieder ein Hafentag. Wir verbrachten den nächsten Tag, indem wir erst mal bestaunten, wie ein älteres, dänisches Ehepaar ablegte. Die beiden bewohnten ein Motorboot. Das war so groß, das man erstens bequem darauf leben konnte und zweitens das Boot gerade mal so in die Box passte. Bei seitlichem Wind ist ein Ablegemanöver daher nicht ganz einfach. Aber die Beiden haben das prima gemacht. Das sind Gelegenheiten, bei denen man immer dazu lernen kann, in diesem Fall wie nützlich eine richtig angesetzte Springleine sein kann. Später sind wir dann bummeln gewesen ind haben einen ausführlichen Spaziergang durch die Hafenanlagen mit den alten Verteidigungsbauwerken von Korsør gemacht.

26.Juni 2003 Donnerstag

Nachdem der Wetterbericht nun endlich keinen Sturm mehr verkündet hat, sondern für "Belte und Sund" NW sechs abnehmend drei versprach, legten wir ab und nahmen Kurs auf Kerteminde. Wir segelten das erste Mal unter der eigentlichen "Großen Belt Brücke" hindurch. Ein imposantes Bauwerk.

Nachdem wir genügend Abstand zur Brücke hatten, änderten wir den Kurs und querten das Verkehrstrennungsgebiet, also quasi die Autobahn der "Großen". Dann wurde hart an den Wind gegangen und Kerteminde sollte näher rücken. Aber wie es so ist beim Segeln. Der Wind war anderer Meinung und verließ uns erst mal. Also treiben im Strom. Die Richtung stimmte so halbwegs und wir kamen unserem Ziel gaanz langsam näher. Die Brücke hielt uns fast wie ein Magnet fest. Erst am Nachmittag kam wieder richtiger Wind auf und so segelten wir dann doch noch richtig zügig in die "Kerteminde Bugt" ein und legten um 17:00Uhr in Kerteminde an. Hier schien die Sonne und es war Sommer. Wir gingen erst mal einkaufen, Geld holen und ich musste das obligatorische "Softice" haben. Das schmeckt in Kerteminde besser als sonst wo. Hat schon mein Schwiegervater vor Jahren festgestellt. Hat also Tradition. Das Leben im Hafen von Kerteminde ist immer wieder schön. Alles ordentlich, ein herrlicher Blick vom Cockpit auf den Hafen, und immer was los. Trotzdem beschlossen wir, ohne längeren Aufenthalt weiter zu segeln.

27.Juni 2003 Freitag

Wir wollen nun doch Fyn umrunden und ein langer Schlag nach Juelsminde steht uns bevor. Aber nun schon wieder: wir kommen nicht von Kerteminde weg. Wie gestern an der Großen Belt Brücke. Es ist wie verhext. Der Wind reduziert sich auf einige leichte Briesen, die man gerade das Wasser kräuseln, aber vorwärts kommen wir nicht. So dümpeln wir über zwei Stunden in der "Kerteminde Bugt" herum und treiben. Schließlich beschließen wir angesichts der noch bevorstehenden Strecke von fast 30 Seemeilen, den Motor anzuwerfen. Und siehe da, kaum sind wir aus der Bucht raus und haben Stavreshoved gerundet, da kommt der Wind endlich. Also Motor aus und nun wird endlich richtig gesegelt. Wir kommen jetzt gut voran und müssen hart am Wind segeln, um den Kurs zu halten. Mit viel Krängung segeln wir mit durchschnittlich 5 Knoten bis wir Hindsholm, die Nordostspitze von Fyn runden. Ab jetzt segeln wir fast vor dem Wind. Wie auf der Fahrt von Stubbekøbing nach Korsør schon gelernt, ist vorwindsegeln bei relativ kräftigen Winden nur mit der Genua ein relativ entspanntes Segeln. Man kommt gut voran, "Pelle" hält gut Kurs, der Pinnenautomat hat also keine großen Probleme. Æbelø kommt in SichtJedoch ist schon jetzt absehbar, das wir nicht vor 21:00Uhr in Juelsminde eintreffen werden. Also ändern wir unser Ziel: Wir wollen ankern. Das hatten wir uns für dieses Jahr vorgenommen. Wir nehmen Kurs auf die Insel Æbelø, die an an ihrer Westseite eine gut geschützte Ankerbucht hat. Helga und ich sind ziemlich aufgeregt. Immerhin haben wir noch nie vor Anker gelegen. Wir lassen Pelle nur unter Vorsegel mit dem Pinnenautomaten segeln und begutachten unser Ankergeschirr. Mit Tesaband markieren wir die Ketten- und Ankerleinenlänge und verstauen alles wieder im Ankerkasten. Ich erkläre Helga nochmal, wie das mit dem Anklern so vor sich geht und wir warten gespannt auf unsere Ankunft. Aber es zieht sich. Der Wind lässt etwas nach und uns wird die Zeit immer länger. Als wir uns gegen 20:00Hhr der Bucht nähern, erkennen wir ca. 10 Jachten, die schon dort ankern. Wir finden eine Lücke und führen unser Ankermanöver durch. Motor an, Segel bergen, langsam an den Ankerplatz heranfahren, aufstoppen, den Anker fallen lassen, rückwärts fahren bis der Anker sich eingräbt und festhält, genügend Ankerleine geben und das wars.der Anker hält Es ist inzwischen 21:00Uhr geworden, als "Pelle" endlich um seinen Anker schwojt. Am Ankergeschirr habe ich die Ankerboje befestigt, so sehen wir immer, wo der Anker liegt. Anfangs habe ich noch mit der Ankerleinenlänge experimentiert, die schließlich zehn Meter lang war bei einem Kettenvorlauf von acht Metern und einer Wassertiefe von ca. drei bis vier Metern. Sicherheitshalber habe ich am GPS die Ankerüberwachung eingeschaltet und so waren wir einigermaßen sicher, nicht abgetrieben zu werden.

Dieser erste Abend in einer Ankerbucht war hat sich sehr fest in meiner Erinnerung festgebrannt. Der Sonnenuntergang, die Lichter auf den anderen Yachten, die Geräusche der Insel, das sanfte Treiben um den Anker, das Aufgehen der ersten Sterne, die sanfte Dunkelheit der kurzen Nacht. Wir haben unser Abendessen zu uns genommen und konnten uns gar nicht satt sehen. Die Lichter verschiedener Städte waren zu erkennen, vorbeifahrende Schiffe erzeugten ab und zu eine sanfte Dünung in dieser spiegelglatten See. Inzwischen war der Wind auch schlafen gegangen. An diesem Abend sind wir erst weit nach Mitternacht in unsere Kojen gekrochen, angefüllt mit vielen neuen Eindrücken. Ein nettes Naturschauspiel im Kleinen will ich nicht vergessen: Das Wasser in der Toilettenspülung leuchtete. Im Wasser schwammen kleine Leuchttierchen, die natürlich beim Spülen der Toilette, was noch mit Handpumpe und Seewasser funktioniert, angesaugt wurden und richtige Leuchtspuren in der "Schüssel" erzeugten. Tolle Sache, das.
Ankerlieger

28.Juni 2003 Samstag

Am nächsten morgen war immer noch absolute Windstille. Wir haben kurz gefrühstückt und wollten dann sofort los, weil wir uns überlegt hatten, bis vor 16:00Uhr in Middelfart/Russelbæk zu sein, da wir noch einiges einkaufen mussten und es doch Samstag war. Dann Anker auf. Ich dachte mir, das geht ohne Motor und wir nutzen die Leichte Brise, die inzwischen das Wasser kräuselt. Den Anker habe ich wunderbar hochbekommen, nur habe ich bei diesem Manöver die Ankerboje vergessen und dann überfahren. Also hat sie sich irgendwo unter dem Schiff verhakt und ließ sich nicht an Bord holen. Den Motor starten traute ich mich nicht, denn da hätte die Bojenleine in die Schraube kommen können. Also zieht der Skipper die Badehose an und steigt über die Badeleiter (natürlich mit Leine gesichert) ins Wasser. Mit dem Bootshaken bekomme ich die Boje frei, der Bootshaken fällt mir dabei aus der Hand und ich muss hinterherschwimmen. Nach drei Zügen, mehr ließ die Sicherungsleine nicht zu, bekam ich den Bootshaken zu fassen und durfte zurück an Bord. Brrrr, das war schweinekalt, aber auch herzerfrischend und ich war hellwach. Alles weitere ist dann normal: Anker wegräumen, Segel einstellen, Kurs aufnehmen und im Zeitlupentempo verlassen wir die Ankerbucht. Das Wasser wird jetzt spiegelglatt, der Wind ist weg, die Sicht leicht diesig und alles schaut unwirklich milchig verschwommen aus. Die Grenze zwischen Himmel und Wasser ist nicht mehr zu erkennen. Wir treiben und die Zeit treibt mit. Mit unserem typisch deutschen Denken, daß um 4 Uhr die Geschäfte schliessen und wir noch einkaufen müssen an diesem Samstag überfällt uns jetzt die Panik. Wenn wir so langsam vorankommen, erreichen wir Middelfahrt/Russelbæk erst am späten Abend und dürfen Kohldampf schieben. So wird der Volvo angeschmissen, die Segel geborgen und mit 5Knoten Fahrt streben wir dem kleinen Belt entgegen.
Æbelø verschwindet im DunstUnter Motor in Richtung Kleiner Belt
Tja, bis dann so ein komisches Geräusch und schließlich das schon bekannte Pfeifen anzeigen das der Motor zu heiß wird. Jetzt endlich will ich der Sache auf den Grund gehen. Motor aus, Keilriemen ab, Motor an: Vollgas. Nach ein paar Minuten pfeift es wieder. Ich krieche fast in den Motor hinein, um die Ursache für die Pfeifgeräusche zu ermitteln. In meiner Phantasie sehe ich schon das Kurbelwellenlager oder das Lager der Schwungscheibe fressen und male mir allerschlimmste Reparaturen aus. (Teuer, teuer!!) Schließlich gebe ich klein bei, baue alles wieder zusammen und nun fahren wir mit 4Knoten ohne Überhitzung weiter. Als wir endlich Fredericia erreichen, kommt wieder Wind auf und wir setzen die Segel. So kommen wir gut voran und die Brücke von Middelfahrt kommt in Sicht.Die Brücke bei Middelfart Da meldet unser Notebook, daß die Batterie erschöpft ist und ich schalte es aus. Helga übernimmt das Ruder und ich versuche, wieder Leben in unser Notebook zu bekommen. Der Versuch, das Notebook an einem mitgeführten 12V-Reserve-Akku wieder in Gang zu setzen scheitert. Wie ich abends feststelle, ist auch gar nicht unsere Haupbatteriebank erschöpft, sondern der Stecker des 12V-Netzteiles des Notebooks ist kaputt. Zumindest versetzt uns der Ausfall unserer Hauptnavigationshilfe, nämlich Positionsanzeige per GPS auf der Karte auf dem Notebook in Stress. Wir segeln bei schwierigen Wind- und erheblichen Stromeinwirkungen in einem engen Fahrwasser an einem Samstag Nachmittag bei herrlichstem Sonnenschein durch den kleinen Belt. Es gibt Zeichnungen von Wassersportlern aller Art und grosser Menge auf engstem Raum, die immer ganz nett anzusehen sind. Hier haben wir das jetzt live. Segler mit Katamaran, Großsegler mit 3 Masten, Motorsportboote mit Kaffekränzchen an Bord, rasende Wasserskiläufer, eine Fähre, PS-starke Boote mit autoreifenähnlichen Gebilden im Schlepp, auf denen 2 bis 3 kreischende Personen herumrasen, Surfer, sogar Paddelboote, Schlauchboote, Luftmatratzen mit Leuten drauf, all diese Wassersportler haben sich heute und hier versammelt und wuseln bunt durcheinander. Helga schreibt im Logbuch: "Samstag Nachmittag Verkehr wie auf dem Baggersee." Und wir mittendrin um bei klassischer Navigation und unter Segel Middelfahrt/Russelbæk zu erreichen. Natürlich in der Erwartung, bei dieser Anhäufung von Wochenendlern einen total überfüllten Hafen vorzufinden. Aber wie Nina Ruge zu sagen pflegt: "Alles wird gut." Und so laufen wir gegen 15:30Uhr ohne Kollision und ohne Grundgerührung in einen keineswegs überfüllten Hafen ein und erhaschen einen ausnehmend guten Liegeplatz. Auch das Anlegen klappt hervorragend. Und so haben wir uns heute unseren Anlege-Cappuccino richtig verdient und geniessen ihn dann auch ausführlich. Tja und von wegen Ladenschlusszeiten: wir sind halt in Dänemark und im Hafen befindet sich ein Laden, der bis 19Uhr geöffnet hat. Also der ganze Zeitstress überflüssig und hungern brauchen wir auch nicht. Am Sonntag morgen ist das Wetter wie ausgewechselt. Da wo gestern bei herrlichstem Sommerwetter die ganze Palette von Wassersport geboten wurde, ist jetzt Regen und Wolken angesagt. Die vielen Ankerlieger verlassen nach und nach Ihre Plätze. Wir bleiben heute im Hafen und legen einen Waschtag ein. Unsere Stegnachbarn sind ein nettes,älteres Ehepaar aus Bremen. Sie sind mit Ihrer Yacht "BACCUS", einer NAAB unterwegs. Sie legen Wert darauf festzustellen, das "BACCUS" nicht der Genuss von Wein, sondern die Lebensfreude abzuleiten ist. Und beide vermitteln eben diesen Eindruck. Wichtig ist im Leben die Gesundheit und die Freude am Sein. Das ist eine sehr schöne Einstellung und man findet sie vornehmlich bei älteren Menschen. Denn da ist das Streben nach materiellen Dingen nicht mehr so sehr im Vordergrund. Eine Segelyacht, die in Ordnung gehalten wird ist ein erreichtes Ziel. Also geniesst man das und freut sich über jedes Jahr, in dem die Gesundheit ein Leben auf dem Boot noch ermöglicht. Und so ein Boot erlaubt ein ziemlich hohes Maß an "nicht mehr superfit sein", um trotzdem eine Mobilität und Unabhängigkeit zu ermöglichen, was mit dem Auto oder sonstigen Verkehrsmitteln oft so nicht mehr möglich ist.

In Russelbæk ist ein sehr schöner Sportboothafen entstanden. Das Umfeld wurde in den letzten Jahren erheblich erneuert, und so kann man sich hier richtig wohl fühlen. Der alte Hafen von Middelfart ist zu Fuss in etwa 30Minuten zu erreichen. Middelfart mit seinen schmalen Gassen ist einen Besuch Wert. In den Gassen sind die Häuser mit Rosen bepflanzt, was einen sehr schönen Eindruck hinterläßt.

29.Juni 2003 Sonntag

In Assens.